Titel: Just Met Some1
Begegnungen: Jörg, Maurizio, Sami, Annie, Thomas, Charles, Marie, Nill, Dario
Ort: Zürich, Langstrasse
Datum: Januar 2016
In meinem Leben hatte ich schon viele Begegnungen mit Leuten, die ich danach nie mehr gesehen habe. Ich bin der Meinung, von jeder Unterhaltung die man mit einer bisher fremden Person hat, trägt man einen Teil mit sich weiter und wenn es nur die Erinnerung an diesem flüchtigen Moment ist. Durch das Fotografieren meiner Begegnungen will ich diesen flüchtigen Moment eine materielle Form geben. Dies ermöglicht mir am schnellsten die Sofortbildkamera. Da dieses Projekt auf einem Internetblog stattfand, wollte ich den heutigen Umgang mit der Preisgebung der Identität auf verschiedenen Internetplattformen thematisieren. Die wenigsten machen sich Gedanken, ob und wo sie ein Foto von ihrem Gesicht im Internet hochladen. Darum wollte ich dieses Phänomen genau umkehren. Ich bat, meine Protagonisten ihr Gesicht auf das Foto nicht vollständig zu zeigen. Sie alleine konnten bestimmen wie und wo sie das inszenieren wollten und wie viel sie sonst von sich zeigen wollten. Ich gab ihnen nur die Anweisung, dass das Gesicht nicht zu sehen sein dürfe. Nachdem ich das Foto gemacht hatte, bat ich die Person ihren Namen, Handynummer, E-Mail usw. auf das Foto zu schreiben. Doch auch hier, war ihre Entscheidung frei, wie viel Informationen sie von sich zeigen wollten.
In dieser Arbeit ging ich verschiedene Fragen nach, was geschieht in dem Augenblick, wo ich dem flüchtigen Moment eine materielle Form gebe und wird die Erinnerung an diesem flüchtigen Moment zerstört, durch das ich die Kontaktdaten dieser Personen habe? Wie viel gibt eine Person von sich frei durch das nicht Zeigen? Was wird gezeigt durch das nicht Zeigen? Wie weit kann eine Verfremdung gehen, dass der Mensch noch immer spürbar bleibt?